Individuelle Entfaltung bei allen Vorteilen einer Festanstellung  

Das neuartige Rotationsmodell Intensivpflege der Kliniken Köln macht’s möglich

Eine zwölfmonatige Hospitation auf bis zu fünf Intensivstationen der Wahl – und das bei voller Vergütung und allen Vorteilen einer Festanstellung. Was nach einem Wunschtraum für alle Begeisterten der Intensivpflege klingt, soll bei den Kliniken der Stadt Köln noch in diesem Jahr Realität werden. Lena Goecke hat das von Andrea Harff 2019 entworfene Konzept seit dem Frühjahr 2022 weiterentwickelt und setzt es nun voller Herzblut gemeinsam mit ihrer Kollegin Nadine Kroll um. Im Gespräch mit den beiden zentralen Praxisanleiterinnen wird schnell klar: Im Rotationsmodell geht es neben der fachlichen Entwicklung genauso um die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Teilnehmenden. Eine berufliche Chance also, die gleichermaßen für Herz und Verstand gilt.  

Bietet ein breites Aufgabenspektrum: die Arbeit in der Intensivpflege. ©Panousi Lena Goecke ist seit dem 1.4.2022 zentrale Praxisanleiterin bei den Kliniken und blickt auf eine zehnjährige Berufserfahrung in der Intensivpflege von Schwerstverbrannten zurück; zudem war sie von 2020 bis 2022 stellvertretende Stationsleitung der neurochirurgischen Intensivstation an der Uniklinik Bonn. Fragt man sie nach ihrem Antrieb, braucht man nicht lange auf eine Antwort warten - und auf ihre leuchtenden Augen ebenso wenig. Sofort ist klar, dass Lena Goecke zu hundert Prozent bereit ist, das Rotationsmodell in die Welt der Intensivpflege hinauszutragen: „In der Pflege müssen wir der Realität ins Auge sehen. Nicht zuletzt hängt der bundesweite Pflegemangel auch damit zusammen, dass den Menschen innerhalb kurzer Zeit zu viel Verantwortung übertragen wird. Unser Wunsch bei den Kliniken Köln ist es daher, eine Gegeninitiative zu gestalten, die möglichst einfach zugänglich ist. Wir möchten ein Modell schaffen, in dem die Teilnehmenden Zeit haben, sich zu entfalten und auszuprobieren – unter Welpenschutz sozusagen. Unser Ansatz zielt daher auf langsames Wachstum und ein allmähliches Erlernen der Intensivpflege ab. Dabei wollen wir die Pflegenden optimal begleiten, sodass sie nach spätestens einem Jahr mit bestem Wissen und Gewissen behaupten können: „Ich habe mein Fachgebiet gefunden. Und im Idealfall auch meine Wunschstation, auf der ich bleiben möchte.“

Das hat natürlich auch Vorteile für die jeweiligen Intensivstationen. So ergänzt Nadine Kroll, die seit zehn Jahren als Praxisanleiterin bei den Kliniken arbeitet und im Juni 2022 erfolgreich ihre Fachweiterbildung abgeschlossen hat: „Wenn es uns gelingt, die Fluktuation auf den Stationen zu verringern, dann fördert dies auch innerhalb der Teams das Zugehörigkeitsgefühl. Und von starken Teams profitieren schließlich nicht nur die Intensivteams einschließlich der Stationsleitungen in ihrem Alltag – auch den Patienten kommt es zusätzlich zugute, wenn die Teams perfekt eingespielt sind und idealerweise schon länger in den entsprechenden Konstellationen zusammenarbeiten.“

Ein buntes und hochspezialisiertes Intensiv-PotpourriAuch das Team der Lungenintensivstation im Krankenhaus Merheim freut sich auf tatkräftige Unterstützung. ©Panousi

Das Spektrum der an dem Rotationsmodell teilnehmenden Intensivstationen sowie der OP- und Anästhesiepflege bei den Kliniken Köln ist breit gefächert. Beginnend bei der Intermediate Care (einer Übergangsstation zwischen Intensiv- und Normalstation) über die operative Intensivmedizin (OITS) und Chest Pain Unit bis hin zur Intensivstation für Schwerstbrandverletzte in Merheim und den interdisziplinären Intensivstationen in Holweide und im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße. Auch für das Perinatalzentrum, die neurologische Intensivstation, die internistische Intensivstation oder die Lungenintensivstation (LUITS), in der die spezielle Beatmungstherapie ‚ECMO‘ zum Einsatz kommt, kann man sich im Zuge des Rotationseinsatzes entscheiden. Bei der ECMO – ausgeschrieben steht das für extrakorporale Membran Oxygenierung - handelt es sich um ein Verfahren, bei dem eine Maschine sämtliche Atemfunktionsleistungen für den Patienten außerhalb des Körpers übernimmt. Lena Goecke weiß, dass solche speziellen Verfahren einen bleibenden Eindruck bei Pflegenden hinterlassen können, insbesondere bei denjenigen ohne Intensiverfahrung. „Wir empfehlen daher, die Lungenintensiv- oder die operative Intensivstation innerhalb des Rotationsmodells zum Schluss wahrzunehmen. So haben insbesondere Berufsanfänger die Möglichkeit, sich erst einmal mit der Materie der Intensivpflege vertraut zu machen, bevor sie sich an Spezialbehandlungen wagen.“ Lena Goecke und Nadine Kroll betonen dabei, dass sämtliche Abläufe des Rotationsmodells nicht in Stein gemeißelt sind, sondern nach Möglichkeit immer die individuellen Vorlieben berücksichtigt werden. „Wenn es der Wunsch des Teilnehmenden ist, zuerst auf der Lungenintensivstation zu rotieren, werden wir das natürlich berücksichtigen. Die Voraussetzung dafür ist, dass wir aus den individuellen Gesprächen die jeweilige Motivation für den Wunsch erkennen können und der Meinung sind, dass die Entscheidung sinnvoll und der individuellen und fachlichen Entwicklung zuträglich ist“, erklärt Lena Goecke.

Optimale Begleitung und transparente Kommunikation während der Stationseinsätze

Mit dem Rotationsmodell sollen möglichst viele Interessenten angesprochen werden, sowohl Pflegekräfte ohne Erfahrungen in der Intensivpflege (ICU) als auch Pflegende mit einschlägiger Berufserfahrung. Pflicht sind einzig eine abgeschlossene Pflegeausbildung und eine Anstellung bei den Kliniken Köln; weitere Zugangsvoraussetzungen gibt es nicht. Um an dem Programm teilzunehmen, können Interessierte in Kürze eine Initiativbewerbung für die Intensivpflege verschicken – die entsprechende Stellenausschreibung soll in wenigen Wochen online gehen. Wer möchte, kann übrigens auch schon vorab Kontakt per Mail mit den beiden zentralen Praxisanleiterinnen aufnehmen (Hinweis für Interessierte: Die Mailadressen stehen am Ende des Artikels). Die Einflugschneise für Bewerbungen wird bewusst offengehalten – so ist beispielsweise geplant, neben den schriftlichen Bewerbungen auch in den Austausch mit Azubis zu gehen oder das Programm in den Oberkursen an Pflegeschulen vorzustellen. „Insbesondere junge Menschen haben das Konzept ,Work-Life-Balance´ stark verinnerlicht. Für sie ist das Rotationsmodell durch seine Flexibilität daher besonders attraktiv und bietet den oftmals gewünschten Freiraum“, bringt es Lena Goecke auf den Punkt. Im gesamten Bewerbungsprozess setzen die beiden zentralen Praxisanleiterinnen auf enge Zusammenarbeit mit den entsprechenden Stationsleitungen, der Pflegedirektion und den Pflegedienstleitungen.

In der Kommunikation mit den Bewerberinnen und Bewerbern seiAuch auf die individuelle Persönlichkeit der Pflegenden wird geachtet, damit die Konstellationen auf den Stationen im Idealfall von Vornherein stimmen. ©Ahrens+Steinbach Projekte  besonders relevant, auch auf die Persönlichkeit zu achten, damit die Konstellation auch hinterher auf den Stationen funktioniert. „Hinzukommt, dass alle Teilnehmenden von Anfang an engmaschig begleitet werden. Einerseits werden Lernprozesse von den Praxisanleitungen und den Stationsleitungen vor Ort begleitet – an den stationsinternen Zuständigkeiten ändert sich durch die Rotationen also nichts. Andererseits steuern Nadine und ich als zentrale Praxisanleiterinnen die Prozesse im Hintergrund und sind Schnittstelle zur Gesamtorganisation“, erklärt Lena Goecke. Die zentralen Praxisanleiterinnen agieren als best buddies für die Teilnehmenden, die sie bei Problemen und Themen jeder Art und zu jeder Zeit ins Vertrauen ziehen können. „In regelmäßigen Abständen sind wir auch vor Ort auf den Stationen, denn das direkte Gespräch ist uns am wichtigsten, um herauszufinden, ob sich alle wohlfühlen – das betrifft sowohl die Stationen mit ihren Teams als auch die Teilnehmer des Rotationsmodells“, so Lena Goecke.

Ein bisschen wie eine Wohnungsbesichtigung

Während der zwölf Monate haben Teilnehmende die Möglichkeit, auf verschiedenen Intensivstationen ihrer Wahl zu hospitieren. Eine der vielen Herzensangelegenheiten von Lena Goecke und Nadine Kroll ist es, den interessierten Pflegekräften ausreichend Raum zum Ausprobieren zu geben. „Das ganze Vorgehen erinnert dabei ein bisschen an eine Wohnungsbesichtigung“, schmunzelt Nadine Kroll. „Da nimmt man ja meistens auch nicht die erste Wohnung, sondern schaut sich mehrere Objekte seiner Wahl an, bevor man sich dann bewusst und vorerst endgültig entscheidet. Wir erhoffen uns natürlich, dass auch die Entscheidung der Bewerber für ihre Wunschstation letztlich verbindlich ist“, so Nadine Kroll. 

Dabei hält das Rotationsmodell keinerlei Fallstricke oder böse Überraschungen bereit: „Die Teilnehmenden sind bei den Kliniken Köln angestellt und arbeiten unter gängigen Bedingungen: Eine sechsmonatige Probezeit, volle Vergütung, ein regulärer Urlaubsanspruch sowie die normale Dienstverteilung im Dienstplan sind selbstverständlich“, so Lena Goecke. Wobei es dann doch einen entscheidenden Unterschied gibt: „Im Gegensatz zu den Fachweiterbildungen stehen die Teilnehmenden des Rotationsmodells nicht auf dem SOLL-Plan. Das bedeutet, ihre entsprechenden Diensteinsätze werden den Stationen zusätzlich zur Verfügung gestellt. Dadurch gewährleisten wir, dass sich die Teilnehmer in aller Ruhe entfalten können und die Kapazitäten auf den Stationen von Vornherein stimmen. Das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass wir dem Anspruch der langsamen, gesunden und individuellen Entfaltung überhaupt gerecht werden können.“

Liebe auf den ersten Blick – auch das ist im Rotationsmodell möglich

Auch wenn das Rotationsmodell auf zwölf Monate angelegt ist, können Teilnehmende vorzeitig aus dem Projekt aussteigen, wenn sie ihre Wunschstation gefunden haben. „Der große Vorteil des Modells basiert darauf, dass es ohne Zwang abläuft“, betont Lena Goecke. „Umgekehrt ist es auch absolut in Ordnung, eine Rotationseinheit eher abzubrechen, wenn klar ist, dass es fachlich und menschlich auf einer Station nicht passt.“ Im Laufe der Rotation können sich die Pflegefachkräfte also in Ruhe entscheiden, wo sie bleiben möchten. Das Ziel leuchtet ein: „Wir möchten vermeiden, dass die Leute wieder gehen, weil sie überfordert sind oder sich unwohl fühlen.“ Das ist auch der Grund für die enge Betreuung auf dreifacher Ebene durch Praxisanleitende auf den Stationen, Stationsleitungen und das Duo der zentralen Praxisanleiterinnen Lena Goecke und Nadine Kroll.

Modernität und Schwung für die Intensivpflege

Action gefällig? Im Rotationsmodell Intensivpflege stehen individuelle Lernprozesse und Vorlieben im Vordergrund. ©BaduraEin Ausdruck, der im Gespräch mit den beiden immer wieder auftaucht, ist das Bild des persönlichen Ankers. Den sollen alle Teilnehmenden des Rotationsmodells am Ende werfen können, weil sie durch die Zeit des Rotierens ihren Heimathaften gefunden haben. 

Nadine Kroll wünscht sich in diesem Zuge auch Schwung und Modernität für die Kliniken –  vor allem aber auch die Chance einer bewussten Zukunftsentscheidung, die jeder Teilnehmende am Ende trifft. „Ich bin der Überzeugung, dass die Teilnehmenden nach Durchlaufen des Rotationsmodells schneller und besser sesshaft werden können; sie sozusagen in der Lage sind, ein starkes Fundament für ihre Zukunft zu legen. Damit das gelingt, wünsche ich mir von Stationsseite vor allem Offenheit und einen wertschätzenden Umgang, der sich durch Präsenz und transparente Kommunikation äußert. Wenn wir dies schaffen, können wir erstklassige Pflege gewährleisten, die neben hoher Kompetenz zu jeder Zeit auch von Menschlichkeit und Akzeptanz geprägt ist – das gilt auch innerhalb der Teams. “

Auch Lena Goecke kann sich ganz genau vorstellen, was das größte Kompliment wäre: „Wenn ein Kollege oder eine Kollegin voller Überzeugung an dem Projekt teilnimmt und nach spätestens zwölf Monaten den ganz persönlichen Anker geworfen hat und das Stationsteam mit Kompetenz und Herz bereichert und umgekehrt Geduld, Fachkenntnis und Menschlichkeit von seinem Team erfährt. “

Wir drücken die Daumen für einen gelungenen Start und eine erfolgreiche Umsetzung! Eines steht aber schon jetzt fest: Die einstige Qual der Wahl für „die eine“ Station in der Intensivpflege gehört der Vergangenheit an: Sind doch die individuellen Entfaltungsmöglichkeiten in gleich bis zu fünf verschiedenen Bereichen bei allen Vorteilen einer Festanstellung bei den Kliniken Köln ab sofort keine ferne Zukunftsmusik mehr.  

(cb)

Du interessierst dich für das Rotationsmodell und möchtest in einem persönlichen Gespräch deine Möglichkeiten besprechen?

Die zentralen Praxisanleiterinnen Lena Goecke und Nadine Kroll freuen sich darauf, dir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Pflicht während der Stationseinsätze: eine optimale Begleitung der Pflegekräfte und transparente Kommunikation. ©Panousi